Nach meinem letzten Blogupdate hätte ich selbst nicht so schnell damit gerechnet, wieder einen Blogbeitrag zu schreiben. Aber ich denke das aktuelle Thema hierzu ist auf jeden Fall erwähnenswert. Da bei uns am 2.5 auch Feiertag war, hatte ich wieder etwas Zeit und Lust gefunden bei „Gumtree“ nach Autos zu schauen. Schließlich stieß ich auf ein Angebot, welches meinen Vorstellungen nahezu komplett entsprach. Das Angebot war erst 1 Stunde online und ich dann auch der erste Anrufer. 1800AU$ inkl. 5 Monate Rego (=Zulassung, im Wert von 350$) jedoch ohne Roadworthy Certificate welches bei einer Ummeldung von nötig ist. Ralph, ein Brasilianer der an der Bond University in einem Imbiss arbeitet, plant nach 2 Jahren Aufenthalt, mit seiner Freundin Andrea, nach Sao Paulo zurück zu kehren.
Wir hatten uns auf Donnerstag verabredet, doch ich konnte ehrlich gesagt nicht warten und vereinbarte für den nächsten Abend einen Besichtigungstermin. Mit Taschenlampen ausgerüstet, begleitete mich Olli in den Süden zur Gold Coast nach Burleigh Heads, wo das Auto stand. Ralph begrüßte uns mit seiner Freundin und beide machten einen seriösen Eindruck. Sehr freundlich zeigte uns Ralph alles vom Motor bis zum Innenraum und dann machten wir eine Probefahrt bis zu einer Tankstelle, da es bereits dunkel war. Das Auto hatte regelmäßigen Service und wurde auch immer gut gepflegt. Der Lack könnte eine Politur vertragen und hier und da gab es einige Kratzer und Blessuren. Dennoch war es schön sauber und aufgeräumt. Die Vorderräder hatten runderneuertes Gummi eine Woche zuvor erhalten. Der Motor läuft sauber und ruhig. Letzter Ölwechsel war vor 5000km und es war dem Öl keine verschleiß anzusehen. Ordentliches Kühlmittel im Kühler und keine Anzeichen von Rost. Schnell war klar, das Auto muss mit und wir einigten uns auf 1700$ Kaufpreis, da es noch einiges Zubehör gab. Auf Papier haben wir den Kaufpreis fest gehalten, da ich der Versicherung nachher nachweisen muss, was ich für den Wagen hingelegt habe. Darauf basiert dann die Versicherungssumme. Umgerechnet 23AU$ wird diese kosten und ist im Grunde eine Haftpflichtversicherung die alle Schäden abdeckt. (Mit 500AU$ Selbstbehalt)
Ich benötige nun erst das Roadworthy Certificate (eine Art Hauptuntersuchung) welches bei einer Werkstatt für ca. 65$ durchgeführt wird. Anschließend muss ich zu Queensland Transport mit dem Wisch und einem weiteren Formular, das Fahrzeug auf mich anmelden und zum Schluss kann ich dann zur Versicherung. Grundsätzlich benötigt man keine Versicherung hier, da bei der Zulassung ein Teil der Gebühren in eine „Compulsory Third Party Insurance“ einfliesst. Das bedeutet dass das Auto einen Grundversicherungsschutz hat, welche aber nur Personenschäden abdeckt, jedoch nicht den eigenen. Hat man bspw. einen Unfall verursacht und der Schaden beläuft sich z.B. auf 20.000AU$, dann muss man für den kompletten Schaden aufkommen, nicht jedoch für die Personenschäden. Also absolut nicht zu empfehlen. Solange ich die Haftpflichtversicherung nicht habe, fahre ich lieber so gut wie gar nicht rum.
Wie läuft das in Australien mit dem Autokauf ab?
Jeder Privatperson die ein Fahrzeug anbietet, muss dieses wenn es mit Zulassung verkauft werden soll auch mit einem Sicherheitszertifikat anbieten, da eine Ummeldung sonst nicht möglich ist. Ansonsten muss das Fahrzeug komplett abgemeldet verkauft werden. Dieses Zertifikat ist immer 2000km oder 2 Monate ab Erstellung an einem Wagen gültig und kann nur für einen Transfer genutzt werden.
Grundsätzlich regelt jeder Bundesstaat selbst, wie oft man ein Roadworthy Certificate (nachfolgend RWC) gemacht werden muss und was eine Rego kostet. Die Regeln sind bspw. in Western Australia sehr einfach. Dort benötigt man für ein Fahrzeug kein RWC und muss das Auto nur zulassen. Da ist es egal wie schlecht und kaputt das Auto ist. Anders wiederum hier in Queensland, hier benötigt jedes Fahrzeug was gekauft wird ob privat oder vom Händler ein RWC um es zugelassen zu bekommen und dann die Rego die man für 6 oder 12 Monate erwerben kann welches der Tüv-Plakette mit Ablaufdatum entspricht.
Mein Roadworthy welches ich erst nicht bekam
Gesagt getan. Ich telefonierte etwas herum und versuchte selbst bei einigen Mechanikern ein Termin und einen Preis für das Roadworthycertificate zu erhalten. Die Preise variierten, doch keiner war günstiger als 64,25$. In der letzten Werkstatt, machte man mich auf einen Riss in der Windschutzscheibe aufmerksam, welcher von außen mit einem Sticker überdeckt war. Damit wäre ich schon durchgefallen. Einige Telefonate später fand ich einen günstigen Windschutzscheibenhändler der inkl. Vor-Ort Service 200$ fürs tauschen genommen hätte. Dennoch wollte ich erstmal den kompletten Check machen lassen um zu sehen. Über unsere Vermieterin fand ich einen mobile RWC Mechaniker der für 99$ vorbei kam und mir anschließend die Hiobsbotschaft überbrachte. Stoßdämpfer müssen getauscht werden, hintere Bremsen komplett auch, Achsmanschette gerissen und leichter Fettaustritt, Ölaustritt am Motorblock wo ich sonst auch nicht hingeschaut hätte. Er schätzte den Reparaturaufwand auf 2000-3000$ und empfiehl mir den Wagen einfach mit der Zulassung so zu fahren wie er ist. Kein Roadworthy also.
Den Brasilianer bekam ich sowieso nicht mehr an die Strippe. Belangen für den Verkauf hätte ich Ihn dennoch, aber ob ich mein Geld wiedergesehen hätte, ich bezweifle es stark. Nach erneuter Recherche fand ich heraus, dass er mir das Auto so hätte nicht verkaufen dürfen. Also mit Registrierung aber ohne Sicherheitszertifikat. Darauf stehen 500$ Strafe aus. Da er sicherlich schon das Land verlassen hatte, hatte ich mich kurzerhand dazu entschlossen den Wagen wieder zu verkaufen. Da ich ohne eine Ummeldung, es nicht auf mich hätte versichern können. Da wars mir dann auch zu riskant.
Der Chinese
Ich hatte kurzerhand das Fahrzeug im Internet inseriert und habe vorgegeben den Wagen im Namen des Besitzers zu verkaufen. Ich selbst habe auch meine Identität verschleiert und mich als John ausgegeben. Ebenso hatte ich eine zweite Simkarte auf den Namen des Besitzers angemeldet um nicht irgendwelche dubiosen Anrufe nach dem Verkauf zu erhalten. Anfangs kam kaum Feedback, jedoch fand sich nach 2 Tagen ein Interessent, der hier in meinem Stadtteil Coorparoo arbeitete. Ich traf mich mit Ihm auf dem Parkplatz vor meiner Bank (Westpac). Kim, ein Chinese, mit etwas gebrochenem Englisch, war Anfang 20, dürr, blass, kindliches Gesicht mit ersten Barthaaren. Er setzte sich zu mir ins Auto, ich drehte eine Runde mit Ihm und zeigte Ihn den Wagen und den Motor. Danach bot ich Ihm an den Wagen selbst zu fahren. Er stieg ein und merkte nebenbei noch kurz an, Fahranfänger zu sein. Es ging in einer Verkehrsberuhigten Zone los, erste Kreuzung mit Stoppschild und ich merkte bereits dass der Junge schon Probleme hatten mit dem schalten. Er war schon zu sehr auf den Verkehr und die Kupplung konzentriert, als dass er noch vom 2 in den ersten schalten konnte und fuhr dann auch so an. Wir kamen an eine etwas stärkere befahrene Straße mit 2 Spuren und ich bat Ihn links abzubiegen. Runtergeschalten vom 3. Gang hatte er leider auch nicht und so versuchte er auch diesmal im 3. Anzufahren. Zum Glück ohne abzuwürgen, aber als ich Ihn bat runterzuschalten, hatte er schlicht die Konzentration während dem abbiegen und Gas geben verloren und ist über beide Spuren auf die Gegenseite gefahren. Hektisch entschuldigte er sich, ich war auch kurz vor einem Herzinfarkt und schaltete für Ihn runter wobei er dann wieder links rüber auf unsere Seite fuhr. Sofort schickte ich Ihn wieder ins ruhigere Wohngebiet zurück zur Bank. Ca. 40 km/h hatte er in der Straße drauf und ich bat Ihn dann hinter einem stehen Fahrzeug am Fahrbahnrand zu parken. Er fuhr darauf zu ohne aber an Geschwindigkeit zu verlieren, geschweige denn zu bremsen oder runterzuschalten. Er bremste erst kurz vor dem Fahrzeug und ich zog einfach die Handbremse, was letzten Endes einen Aufprall mit dem Fahrzeug um Haaresbreite verhinderte. Reifen quietschten und mein Herz stand für einen Moment lang still. Der Chinese entschuldigte sich erneut und fragte im ernst ob etwas mit dem Bremsen nicht stimme. Jedenfalls war er dennoch an dem Wagen interessiert und er wollte mich am selben Abend darüber informieren ob er den Wagen nimmt oder nicht was er auch tat. Wir einigten uns auf einen Verkaufspreis von 1600$, wobei er mich erst am kommenden Montag treffen wollte, um den Wagen anschließend direkt auf sich ummelden zu können. Von einem Roadworthy hatte ich aber nie etwas erwähnt. Egal. Die Fahrt mit Ihm bleibt unvergessen, jedenfalls hab ich von Ihm am Montag nichts mehr gehört und Ihn auch nicht erreicht.
4 Minuten und Cash
Der Wagen blieb inseriert und ich wollte den Wagen sowieso asap loswerden. Einige Interessenten klingelten durch und Paul war der nächste der sich den Wagen anschauen wollte. Tags darauf trafen wir uns an der Haltestelle. Paul schaute in den Motor, Kühler, nach dem Öl, drehte eine Runde mit dem Wagen und nahm mir den Wagen nach kurzer Verhandlung für 1350$ ab. Das ging innerhalb von 4 Minuten über die Bühne. Gegenüber Paul gab ich mich natürlich auch als John aus. John merkte schon dass ich kein Australier sei und ich behauptete ernsthaft ich sei Amerikaner. Jeder Australier kauft mir das locker ab. Ich setzte noch einen Zettel mit dem Verkauf des Fahrzeugs auf, wo ich „John Dalback, im Auftrag von Ralph Morato, den Wagen für 1350$ an Paul“ verkaufe. Geld und Schlüssel wechselten die Besitzer und Paul setzte mich noch bei der Bank ab. Weg war der Wagen und meine Probleme waren, auch wenn ich dafür bezahlt habe, gelöst.
So stehe ich nun ohne Wagen da, welcher mich eigentlich an die schönsten Flecken Australiens bringen sollte. Nun werde ich in 2 Wochen meine Reise ohne fortsetzen, hoch in den Norden wo es warm ist. Doch der Traum vom eigenen Wagen hier ist noch nicht aus. Es wird noch einen geben… abwarten.