Nun sind auch schon 4 Wochen in Queensland rum und es ist schon einiges anders hier als in Sydney. Brisbane entpuppt sich als eher ruhigere Stadt im Vergleich. Das macht sich unter anderem schon an der (minus) einstündigen Zeitverschiebung zu New South Wales bemerkbar. Wer auch immer auf diese Idee gekommen ist dies einzuführen, gehört verbannt. So ist es völlig normal dass die Sonne schon um kurz nach 5:30 Uhr morgens durch die Fenster knallt und es schon um 18:45 Uhr Zeit ist das Licht einzuschalten. Es ist verdammt nochmal Sommer! In Europa sind wir es gewöhnt um 21:30 Uhr den letzten Sonnenstrahlen beim Untergang zuzuschauen.
So kommt es auch dass die Menschen dementsprechend einen anderen Rhythmus hier nachgehen. Viele Geschäfte schließen recht früh. Sogar der Supermarkt in meiner Nähe schließt Samstags um 17 Uhr. Würde ich auf dem Land wohnen oder in Bayern dann könnte ich es teilweise nachvollziehen, aber ich lebe hier in einer 2 Millionen Einwohner Stadt.
Dennoch lässt es sich in Brisbane durchaus gut leben. Das Nachtleben ist klasse, genauso wie die Menschen offen, freundlich, lustig und trinkfreudig. Bezahlbar ist es sogar auch. Die Innenstadt kann mit seiner Flussnähe, einem teilweise doch ganz guten Nahverkehrssystem und vergleichbar günstigen Mieten punkten. Vor allem ist das Wetter besser als Sydney. In der Innenstadt schön anzusehen sind die krassen Gegensätze zwischen alten Kirchen und einem daneben stehenden modernen Hochhaus.
Quuenslander + Sunroom
Eine Besonderheit die mir in Queensland aufgefallen ist, ist die Bauweise der meisten Häuser. Da die Gegend in und um Brisbane herum sehr bergig ist, und an anderen Stellen doch sehr tief gelegen ist durchaus klar warum es doch einige Flutopfer gab. Jeder baut sein Haus einfach da hin, wo es Ihm gefällt. Dennoch sind die meisten auf eine Überschwemmung Ihres Grundstücks immer vorbereitet. Die meisten Häuser, auch die Älteren die teilweise mehr als 100 Jahre alt sind, sind auf Stelzen gebaut. D.h. was unter dem Haus ist, ersetzt somit den Keller. Selbst in Gebieten in denen die Wahrscheinlichkeit einer Überschwemmung gleich null ist, wird auf Stelzen gebaut. Dies soll für eine gute Belüftung im ganzen Haus sorgen, was bei den durchschnittlichen Temperaturen auch sehr hilfreich sein kann. In unserem Haus, welches auch auf Stelzen gebaut ist, muss ich leider immer wieder feststellen dass leider heißer ist als draußen, was an einer mangelnden Isolierung liegen mag. Selbst die Schokolade schmilzt im Küchenschrank einfach dahin. Doch nicht ganz so vorteilhaft, so ein „Queenslander“-Haus.
Ebenfalls, was Oliver und mir bis vor kurzem Rätselhaft an unserem Haus war, war ein Zimmer welches sich weder als Schlaf-, Wohn- oder Esszimmer nutzen lassen würde. Unser Haus überhaupt gibt uns jedes Mal Kopfzerbrechen, wer überhaupt auf diese Idee gekommen ist das Haus so zu gestalten. 3 Schlafzimmer, wovon eines ohne Fenster ist, ein Esszimmer mit Durchgang zum Wohnzimmer und dann in die Küche. Ein riesengroßer Vorraum wenn man zur Eingangstür rein kommt, welches Platz für 200 Paar Schuhe bieten könnte und dann kommt dieses eine Zimmer: 8 Fenster, schmaler Durchgang, erreichbar von der Küche, 2 Schlafzimmern (darunter eines ohne Fenster jedoch Fenstertür). Die Vermieterin konnte es uns nicht sagen, bis vorgestern ein Aussie zur Zimmerbesichtigung kam und uns mitteilte, dass das Zimmer ein Sunroom wäre. Ein Raum der sich von 5:50 Uhr bis 8:00 Uhr auf 32 Grad aufheizt, viel Platz bietet und dennoch ungenutzt und Türlos ist. Gemeinsam saß man wohl üblicherweise hier zum Frühstück, um Sonne zu tanken, mit der Familie. Das Esszimmer für den Abendlichen Schmaus, wie auch immer, ein riesen Schmarrn.
Anbei noch eine Skizze mit dem groben Grundriss des Hauses.
Mein Job bei Fragile Removals läuft soweit ganz gut, besser als in Sydney, jedoch könnte es besser laufen (mehr Arbeitsstunden). Dennoch gibt es von Job zu Job, die eine oder andere Überraschung seitens unserer Kunden. Fakt ist das fast jeder Kunde total nett und gesprächig ist. Die Welt ist so groß und doch so klein. Einige waren bereits in Karlsruhe oder überhaupt in Deutschland, andere wiederum kommen von anderen entfernten Ländern oder haben einen Migrationshintergrund. Weitere Überraschungen die wir bereits bei unseren Kunden erlebt haben:
- Gratis Getränke
- Gratis Essen
- Wir durften nach einem Umzug in den neuen Pool des Kunden springen
- Gratis eiskaltes Bier & Essen
- Gratis Bier zum mitnehmen nach Hause
- Möbel für unser noch etwas spärlich eingerichtetes Domizil, darunter auch ein Gefrierschrank und ein Doppelbett für mich
- 70$ Trinkgeld (für jeden 35$)
- 1x Tagesticket inkl. Equipment für Wakeboarding auf einer Cableskianlage ($120)
- Und einige gute neue Kontakte
Ein regulärer Arbeitstag sieht bei uns bspw. So aus:
7:00 Uhr Aufstehen – Frühstücken – Anziehen
7:30 Uhr Ab zum Kunden mit dem Truck – Vertragsformular vorbereiten und Kunden anrufen.
8:00 Uhr Kunde zeigt was alles mit muss und ich gehe mit Ihm durch den Vertrag.
12:00 Uhr Truck voll geladen – Abfahrt zum Abladeort – Abladen – Vertrag finishen und abkassieren
16:00 Uhr Feierabend
Je nach Größe der Zimmer dauert ein Auftrag auch nur 3-4 Stunden und wir nehmen somit auch 2 Aufträge am Tag an. Dennoch verschätzen sich unsere Kunden teilweise gewaltig an der Größe unseres Trucks und Ihrer Menge an Möbel die Sie mitnehmen wollen wie kürzlich erst. Eine Kundin hatte einen Umzug in Auftrag gegeben bei dem Sie 8 Stunden angesetzt hatte. Tatsächlich waren wir nach 2,5 Stunden fertig.
„It´s the bush“
Am 02.03. kam ein Auftrag, welcher als Long Distance trip gekennzeichnet war. Der Kunde wünschte eine Abholung seiner ganzen Einrichtung und die Auslieferung an seinen neuen Wohnsitz, bei Brisbane. Da die Aufträge generell über unser Headquarter in Melbourne eingehen, wissen wir nie so wirklich genau was uns erwartet. Als Vermerk stand nur da, dass wir uns mit dem Nachmieter im letzten größeren Ort in Verbindung setzen sollen, also 70km vor dem eigentlichen Ziel, da es dort kein Mobilfunkempfang geben würde. Der Kunde würde jedenfalls bereits am Zielort warten. 295km Anfahrt in 4,5 Stunden und das Ganze nochmal zurück. Als letzter Hinweis stand auf unserem Auftragsbogen: „It´s the bush“
Am Morgen des Auftrags gings los, Abfahrt 6:30 Uhr. Das Wetter regnerisch, windig, leicht kühl. So juckelten wir mit unserem Truck über Toowoomba nach Dalby, dem letzten größeren Ort vor unserem Ziel. Das Wetter endlich sonnig und viel wärmer und trockener. Nach einer Frühstückspause bei Makkas (Die Aussie-Definition für McDonalds), gaben wir dem Nachmieter Bryan bescheid, dass wir auf dem Weg sind und gerade Dalby verlassen. So verließen wir die Stadt und waren prompt ohne Handyempfang, genauso wenig gab es einen Radiosender der uns noch den Rest über musikalisch begleiten würde. Das Radio suchte vergeblich nach einem Sender. Mit 110 Sachen brausten wir die letzten 65km unserem Ziel entgegen. An uns vorbei zogen mehrere Road-Trains, Trucks mit bis zu 3 Anhängern, welche unglaublich lang, schnell und gefährlich sind. Anders als in Europa, sind die Trucks mit bis zu 120km/h auf den Straßen Australiens unterwegs. Jedenfalls überall Natur wunderschön, unberührt, ausgetrocknet, teilweise auch Gebiete die beträchtlich von den Überflutungen betroffen waren und einige riesengroße Grundstücke, wo sogar Leute leben ;-)
12km vor dem Ziel mussten wir von der Straße runter, da erwartete Bryan uns bereits auch in seinem Wagen, um uns zum Haus zu begleiten. Die Straße war unbefestigt, eine reine Sand- und Schotterpiste. Ein Wunder überhaupt dass die Straße bis zum Haus im Navi drin war. Unterwegs einige Bauarbeiter getroffen, zur Verwunderung dass überhaupt jeder Mensch, den man im Outback trifft neugierig schaut und immer, wirklich immer grüßt.
kann, war eine einfache Wellblech- und Holzhütte auf Stelzen, mit 2 Satschüsseln auf dem Dach, und ein weiteres Haus welches nicht auf Stelzen war, dafür etwas mehr nach einem Haus aussah. Einige Hühner die dazu gehörten liefen rum und sonst war es still und ruhig. Grillenzirpen, Vogelgezwitscher, trockene und heiße Luft mit einer Brise.
Bryan, der Nachmieter, etwas älter, wahrscheinlich schon 65, erzählte uns dass er von Ipswich (ein Vorort von Brisbane) hier her zieht. Er liebt die Ruhe, die Natur, sein neues 1,2 Hektar großes Grundstück und die Isolation. Alles was das Grundstück verbindet ist ein Stromkabel und die Sandpiste. Kommunikation nach außen über die Satschüssel für Internet und Telefon, TV über die zweite. Einige Klimaanlagen, eingelassen in die einigen wenigen Fenster, mit meist nur einem Brett davor, welche den Tag in einigen Zimmer erträglich machen. Wasser kommt über Regenwassertanks in das Haus, gefiltert und mit Chlor beigemischt, trinkbar. Ziemlich Typisch für Hausbesitzer in Australien und ein „must have“ wenn man hier wohnen möchte. Australien fordert ja seine Mitmenschen zum wassersparen auf. Manche Grundstücke besitzen 2, 3 oder 4 solcher Tanks. Man weiß ja sonst nie wirklich wann es im Outback wieder regnet und sitzt sonst auf dem trockenen.
Nach 2 Stunden war der Truck voll und es ging Heimwärts, bzw. zum Kunden Michael. Bei der Ankunft stellte sich auch heraus dass Michael 2 Kinder hatte, zwischen 3 und 7 Jahren. Ich kann mir dabei kaum vorstellen wie Sie die Zeit dort empfunden haben. So wie er es uns vermittelt hat, hatte er nach 12 Monaten, die er dort verbracht hatte, genug von den isolierten Lebensbedingungen.
12 Stunden bezahlte Arbeit (186$) + 50$ Trinkgeld pro Person machten dies erst recht zu einem unserer besten Aufträge und Kunden.
Sonstiges
Kürzlich hatte Diane, unsere Vermieterin, zu einer Tonga Party eingeladen. D.h. Dresscode römischer Stil. Also schnell das Bettlaken weg genommen und im römischen Stil umgebunden. Da die Töchter von Ihr wohl kein Facebook oder ähnliches haben, die Kommunikation nicht ganz läuft und ich keine Kamera dabei hatte, gibt es hiervon keine Bilder. Jedenfalls war dies mehr oder weniger ein Gag und gleichzeitig die Geburtstagsfeier von David, welcher uns beim Begrüßungs BBQ die Steaks grilliert hat. Es war sehr lustig, feuchtfröhlich und man hat Nummern getauscht. Sehr humorvoll und gute Trinker, die Australier. Dabei hab ich auch Christina, aus Weinheim (bei HD), kennen gelernt. Sie ist als Au-Pair bei einer befreundeten Familie von Diane.
Zwischenzeitlich war Janina in unserem Haus für eine Woche zu Gast, welche ich am Flughafen in Frankfurt kennen gelernt hatte. Gemeinsam mit Ihr und Ollie haben wir ein bisschen was unternommen, wie z.B. eine Stadtbesichtigung oder eine Tour an die Sunshine Coast.
Weitere Planungen
Ich versuche nach wie vor meinen Geldbeutel aufzufüllen um im April/Mai weiter zu reisen. Die Arbeit macht mir soweit Spaß, obwohl es doch manchmal ganz schön anstrengend sein kann. Es bleibt aber auch genug Zeit für Ausflüge mit dem Truck (gesponsert von der Firma). Somit lerne ich mit der Zeit die Stadt besser und besser kennen und einige Leute hab ich ja bereits auch kennen gelernt :-)
Next update soon! :-)
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